Lebenslauf des Regierungsdirektors Fritz Steegmüller

Am 13. Mätz 1910 erblickte ich in Ottersheim im Landkreis Germersheim als sechstes Kind des Landwirtes und Bürgermeisters Franz Steegmüller und seiner Ehefrau Lisa geb. Föhlinger das Licht der Welt. Wer abergläubisch ist, hält den 13. Für einen Unglückstag und das Kind, das an diesem Tag geboren wird, für einen Unglücksraben. Nun war aber jener 13. März 1910 zugleich ein Sonntag, der von den gleichen Leuten als Glückstag angesehen wird. Damit wäre das Gleichgewicht wieder hergestellt; denn wer am Sonntag, dem 13. März 1910, geboren ist, muß mit Glück und Unglück gleichermaßen gesegnet sein. Diesen Schluß kann ich nach 75jähriger Lebenserfahrung vollauf bestätigen.

Als der Erste Weltkrieg ausbrach, war ich gerade viereinhalb Jahre alt. Von der Bedeutung dieses Ereignisses hatte ich damals keine Ahnung. ich kann mich aber noch gut daran erinnern, wie in jenem Spätsommer der "Bill" - so wurde der Polizeidiener oder Büttel damals genannt - mit seiner Schelle durch die Ortsstraßen zog und verkündete: "Es wird mobilgemacht." Mit dieser Neuigkeit stürzte ich ins Elternhaus und wiederholte freudig erregt diese Bekanntmachung. Als ich aber Vater und Mutter mit verweinten Augen in der Stube antraf, merkte ich, daß es sich bei diesem Ereignis wohl um eine ernste Sache handeln müsse.

Während des Krieges fuhr einmal der bayerische König Ludwig 111. mit dem Auto durch Ottersheim. Diese Reise wurde einige Stunden zuvor nicht nur vom "Bill", sondern auch von den Kindern verkündet. Johlend zogen wir durchs Dorf und schrien: "De Känig kummt, de Fahne raus! De Känig kummt, de Fahne raus!" Übrigens hing das Bild dieses Königs im Schulsaal, als ich im Jahre 1916 in die Volksschule aufgenommen wurde. Große Lust, meine Freiheit zu opfern hatte ich damals nicht. Deshalb verkroch ich mich hinter dem Schulbrunnen, bis mich der Lehrer in den Schulsaal holte. Zu jener Zeit ahnte ich noch nicht, daß mich die Schule mein ganzes Leben lang nicht mehr loslassen würde.

1919 rückte ich von der "kleinen" Schule in die "große" auf, die vier Jahrgänge umfaßte und mit über achtzig Buben und Mädchen besetzt war. Wenn es nach dem Willen meines Lehrers gegangen wäre, so hätte ich anschließend die Handelsschule in Landau besucht. Dagegen setzte sich mein Patenonkel, Lehrer Friedrich Charrois von Roschbach, für einen Übertritt in die Lehrerbildungsanstalt Speyer ein, wo er selbst einmal ausgebildet worden war.

Am 13. April 1923 traf ich in Speyer ein. Da wegen des Passiven Widerstandes keine Züge verkehrten, brachte mich mein Vater mit dem Char-à-bancs (im Dialekt gesprochen "scharbähnel", RS), einem leichten Leiterwagen, ins Schülerheim des Lehrerseminars. Hier bereitete ich mich sechs Jahre lang auf den Beruf eines Volksschullehrers vor. Lernen und Studieren machten mir Freude. Meiner vielseitigen Begabung und meinem Fleiß hatte ich es zu verdanken, daß ich in allen Fächern - auch in Musik, Sport und Zeichnen - überdurchschnittliche Leistungen erzielen konnte.

Nach der Abschlußprüfung wurde ich am 1 1. April 1929 als Schulamtsbewerber in den pfälzischen Volksschuldienst übernommen und zum Hospitieren der Volksschule meines Heimatortes Ottersheim zugewiesen. Als kurz darauf mein Betreuer Oberlehrer August Jäger starb, wurde ich am 1 1. Mai 1929 mit der aushilfsweisen Führung seiner Klasse beauftragt. Als Gehalt für meine Arbeit erhielt ich täglich 4 Reichsmark bzw. 120 Reichsmark im Monat. Neben meinen Verpflichtungen in der Volksschule mußte ich auch in der landwirtschaftlichen Fortbildungsschule wöchentlich drei Stunden unterrichte Zu meinen Schülern gehörte damals auch mein eigener Bruder, der nur drei Jahre jünger war als ich.

Als am 1. Dezember 1929 die Schulstelle von einem ständigen Lehrer besetzt wurde, erhielt ich den Auftrag, an der Volksschule Bann bei Landstuhl auszuhelfen. Hier wurde mein Gehalt auf täglich fünf erhöht. Am 26. April 1930 wurde ich nach Trippstadt rse , um dort den erkrankten Hilfslehrer Bilabel zu vertreten. dauerte bis zum 1. Februar 1931. Dann wurde ich für re im Auftrag des Bischöflichen Ordinariats als Katerstaufenbach bei Kusel eingesetzt. Dort hatte ich die Föckelberg, Ober- und Niederstaufenbach, Bosenbach und Jettenbach insgesamt 13 Wochenstunden Religionsunterricht zu erteilen und weitere zwölf Stunden an der einklassigen Volksschule Niederstaufenbach zu hospitieren. Am 1. Juni 1932 kam ich als Aushilfe an die Volksschule in Clausen und am 1. August des gleichen Jahres an di einklassige Volksschule in Knopp auf der Sickinger Höhe. Hier war ich nur ein Vierteljahr tätig. Am 2. November 1932 übertrug mir die Regierung die einklassige Volksschule mit sieben Schülerjahrgängen in Großfischlingen, wo ich bis zum 25. April 1933 tätig war. Hier legte ich meine Zweite Lehrerprüfung ab, die ich mit Auszeichnung bestand. In Großfischlingen erlebte ich Hitlers Machtrna me vom 30. Januar 1933 und die erste Hitler-Wahl vom 1933. Der damalige Bürgermeister des Dorfes mit Namen Minges - er hatte in seiner Jugend erfolglos um die Hand meiner Muteer geworben! - war ein verschuldeter Bauer und ein begeisterter Anhänger Hitlers. Als das Ergebnis der Wahl bekannt war, mußte auf behördliche Anordnung der "Sieg" der NSDAP in der Schule gefeiert werden. Damals sang ich mit der Klasse das Lied: "Ich hab ergeben mit Herz und mit Hand, dir Land voll Lieb und Leben, mein deutschess Vaterland." Bürgermeister Minges, der das Lied im nahegelegenen Haus gehört haben muß, sagte später zu mir: Na, habt ihr euch endlich ergeben?" Er wußte offenbar, daß ich Wahl noch für Zentrum und Bayerische Volkspartei votiert hatte. Nach meiner Tätigkeit in Großfischlingen gab ich noch ein kurzes Zwischenspiel in Maikammer, bis ich am 1. August 1933 an die zweiklassige Schule in Speyerbrunn versetzt wurde. In dem abgelegenen Walddorf war man vollauf zufrieden, daß ich neben meiner Arbeit in der Schule noch den örtlichen Gesangverein leitete.

Nach meiner Tätigkeit in Speyerbrunn ging meine Vorbereitungszeit als Schulamtsbewerber zu Ende. Am 1. April 1934 wurde ich unter Berufung in das Beamtenverhältnis zum Hilfslehrer an der katholischen Volksschule in Hatzenbühl ernannt. Statt der bisherigen Tagessätze von 4,50 Reichsmark und einem Beschäftigungsgeld von 90 Pfennig pro Tag erhielt ich fortan ein Jahresgehalt von 2000,- Reichsmark. Das waren 166,60 Reichsmark im Monat! Bei diesem Gehalt blieb es auch, als ich mit 24 Jahren die Schulleitung übernehmen mußte, weil der bisherige Schulleiter auf seinen Wunsch hin an eine andere Schule versetzt worden war. Das Kollegium bestand aus sechs Lehrkräften. Darunter waren bis 1937 auch zwei Klosterfrauen.

Als Schulleiter von Hatzenbühl war es für mich nicht leicht, mich aus dem politischen Leben der Gemeinde herauszuhalten. Man erwartete insbesondere, daß ich mich in der Hitlerjugend engagiere. Als der Gemeinderat meine Wohnungsmiete festsetzte, stand auf dem Schreiben vom 16. Mai 1934 folgender Satz: "Bei entsprechender Führung im Sinne des Nationalsozialismus wird Ihnen für besagte Zeit ein Nachlaß in Aussicht gestellt. Der 1. Bürgermeister gez. Eichenlaub." Ich aber glaubte, mit meinem Beitritt zum sog. Opferring und einem Monatsbeitrag von zwei Reichsmark den nationalsozialistischen Forderungen Genüge getan zu haben. Da hatte ich mich allerdings geirrt.

Der Kreisamtsleiter des nationalsozialistischen Lehrerbundes (NSLB) Erich Weilbach aus Kandel hatte sich nämlich zum Ziel gesetzt, alle Lehrer des Kreises Germersheim zu aktiven Mitstreitern Hitlers zu machen und Widerstrebende nach Möglichkeit auszumerzen. Zu diesem Zweck hat er alle Lehrkräfte karteimäßig erfaßt und auf höhere Weisung für jeden einen Führungsbogen angelegt. Hier wurde im Detail festgehalten, was jeder Lehrer in und außerhalb der Schule für den Nationalsozialismus tat bzw. unterließ. Das Ergebnis wurde in vier Notenstufen zusammengefaßt, wobei mit Note IV die Unzuverlässigen gekennzeichnet wurden. Wie ich mich später als Regierungsschulrat in den sechziger Jahren persönlich überzeugen konnte, hat mich Kreisamtsleiter Weilbach damals dieser Kategorie zugeteilt. Maßgebend war dabei die Tatsache, daß ich auch als Schulleiter meiner Kirche die Treue hielt und den Organistendienst nicht niederlegte. Es war also nicht verwunderlich, daß der Kreisamtsleiter auf mich seine besondere Aufmerksamkeit richtete, um mir bei passender Gelegenheit ein Bein zu stellen. Ein solcher Anlaß war der 20. Juli 1935.

An diesem Tag waren zwei Schwestern und eine Lehrerin aus Hatzenbühl mit ihren Klassen auf dem Langenberg bei Kandel im Bienwald. Der Zufall wollte es, daß zur gleichen Zeit auch Kreisamtsleiter Weilbach am Langenberg "studierte", ohne von den Schwestern erkannt zu werden. Auf diese Weise konnte er beobachten, wie die Schulkinder einen vorübergehenden Pater mit "Gelobt sei Jesus Christus" grüßten. Noch am gleichen Tag sandte er auf einem parteiamtlichen Vordruck folgendes Schreiben an die Schulleitung Hatzenbühl:

"Mit dem Jahre 1933 wurde die tiefe Sehnsucht des deutschen Menschen erfüllt und das Dritte Reich eingeläutet. Der antichristliche Schatten mußte dem Lichte religiöser und pol. Wahrheit weichen. Das deutsche Volk wurde durch seinen ewigen Führer wieder heimwärts geführt zu den heiligen Straßen und Stätten seiner großen Vergangenheit. Wir durften wieder Lehrer sein einer freien und heiteren Jugend in einem ewigen Dritten Reich.

Ist Undankbarkeit deswegen nicht unbegreiflich? Jeder Deutsche weißt (!) sie sicherlich als ein Satanskind mit Abscheu zurück. Daß nun deutsche Erzieherinnen und Erzieher undankbar sind, dadurch, daß sie den deutschen Gruß verweigern oder ihn nur dem Scheine nach kennen, wo sie doch in der glücklichen Lage sind von diesem Staate bezahlt zu werden, ist nichts anderes als Vaterlandsverrat und darum unbegreiflich.

Am 20. Juli 1935 waren Schulkinder von Hatzenbühl unter Aufsicht einer Lehrerin und zwei oder drei Schulschwestern auf dem Langenberg bei Kandel. Als ein den Kindern fremder Pater mit drei Schwestern vorbeigingen, grüßten die Kinder mit "gelobt sei Jesus Christus". Kennen diese Schwestern nicht die Bestimmung des Ministeriums? Duldet der Schulleiter die Mißachtung des Erlasses? (Unterzeichneter war unfreiwilliger Zeuge, da er öfters auf dem Langenberg studiert.) Ich bitte um sofortige Äußerung!"

Heil Hitler!

Der Kreisamtsleiter des NSLB:

gez. Erich Weilbach

In meiner Antwort erklärte ich dem Kreisamtsleiter des NSLB, daß ich für diese Angelegenheit nicht zuständig sei und sie deshalb dem (als "schwarz" bekannten) Schulrat Mohr in Germersheim zugesandt habe. Als Reaktion kam bereits am 24. Juli 1935 ein neues Schreiben des Kreisamtsleiters an den stellvertretenden Schulleiter von Hatzenbühl Fritz Steegmüller. Darin stand u. a.: "Der deutsche Lehrer muß auch außerhalb der Schule seinen nationalsozialistischen Erziehungseinfluß geltend machen." Meine Antwort auf diesen Brief ist offenbar so deutlich ausgefallen, daß ich am 30. Juli 1935 folgendes Schreiben erhielt: "Ihren unverschämten Brief erhalten. Er ging postwendend an Regierungsdirektor Wamsganz, wenn der für Sie auch kein Vorgesetzter ist. Vielleicht wird Ihnen beigebracht, daß in derartigen Sachen der von der Partei eingesetzte Kreisamtsleiter mit zuständig ist." Spätestens von diesem Zeitpunkt an war ich mir über die Folgen meines Verhaltens im klaren. Ich hatte einem Funktionär der NSDAP das Recht abgesprochen, in die inneren Schulverhältnisse einzugreifen, und damit die Autorität der Partei in Frage gestellt. Das konnte nicht gut gehen. Aus diesem Grund entschloß ich mich, in die Wehrmacht einzutreten, für die damals überall geworben wurde. Bestärkt wurde ich in meinem Vorhaben von kirchlichen Kreisen, die zu jener Zeit noch überzeugt waren, daß allein das Heer der Willkürherrschaft Hitlers noch Schranken setzen könne. Diese Hoffnung mußte spätestens dann begraben werden, als in der Wehrmacht der bisher-übliche militärische Gruß vom Hitlergruß abgelöst wurde. Für mich bedeutet die einjährige Dienstzeit ein Jahr Ruhe vor den hinterhältigen Angriffen des Parteifunktionärs Erich Weilbach aus Kandel.

Nach Beendigung meiner einjährigen Militärzeit kehrte ich im Oktober 1936 wieder in den Schuldienst zurück. Zu meiner Überraschung wurde ich aber nicht in Hatzenbühl, sondern an der Deutschen Aufbauschule in Speyer eingesetzt. Das hatte ich meinem früheren Lehrer und damaligen Anstaltsleiter Eugen Sommer zu verdanken, der mich beim Ministerium als Assistent für das Schülerheim angefordert hatte. Mir war dieser Ortswechsel sehr willkommen, denn ich kam dadurch in einen neuen Bezirk, für den Kreisaintsleiter Erich Weilbach nicht zuständig war. Tatsächlich ging zunächst auch alles gut. Als es sich aber in nationalsozialistischen Kreisen in Speyer herumgesprochen hatte, daß ich immer noch enge Bindungen zu meiner Kirche hatte und sogar an der Fronleichnamsprozession teilnahm, drängte man die zuständigen Stellen, meine Abordnung zu beenden. So wurde ich Ende des Schuljahres 1937/38 wieder an die Volksschule Hatzenbühl zurückversetzt. Vergebens hatte ich damals versucht, an einer Dorfschule im Landkreis Speyer unterzukommen, weil ich heiraten wollte und meine Braut aus Speyer stammte. Obwohl es im Raum Speyer freie Stellen gab, waren alle meine Gesuche und persönlichen Vorsprachen bei der Regierung umsonst. So kehrte ich im April 1938 an die Volksschule Hatzenbühl zurück. Kreisamtsleiter Erich Weilbach hatte sich inzwischen nach Neustadt versetzen lassen, so daß ich mit ihm direkt nichts mehr zu tun hatte.

Inzwischen zeichnete sich immer deutlicher ab, daß Hitler den Ausbruch eines Krieges in seine Politik einkalkuliert hatte. In der Südpfalz wurde der Westwall gebaut und die Aufrüstung verstärkt weitergeführt. Im Spätsommer 1939 war es dann soweit. Am 26. August 1939 mußte ich mich in einer Speyerer Kaserne zum Kriegsdienst melden. Als unser Bataillon feldmarschmäßig ausgerüstet war, wurde es nach Schwetzingen verlegt. Dort erhielt ich am 6. September 1939 sechs Stunden Urlaub, um mich mit meiner Braut Lisbeth Holz in Speyer standesamtlich trauen zu lassen. Die kirchliche Hochzeit wurde während meines ersten Heimaturlaubes am 14. Dezember 1939 nachgeholt. An jenem Tag ahnte ich noch nicht, daß es volle zehn Jahre dauern sollte, bis wir zusammen wohnen und einen eigenen Hausstand gründen könnten.

Bis zum 26. April 1945 war ich Soldat der deutschen Wehrmacht. Dann geriet ich kurz vor Kriegsende im ostpreußischen Pillau in russische Kriegsgefangenschaft, die für mich noch einmal vier Jahre und acht Monate dauern sollte. An Weihnachten 1949 war die schreckliche Hungerzeit zu Ende. Als ich am 23. Dezember 1949 in Speyer eintraf, sah ich zum erstenmal meinen Sohn Bernhard, der inzwischen fast fünf Jahre alt geworden war.

Am 15. Mai 1950 konnte ich meine Tätigkeit in der Schule wieder aufnehmen, nachdem ich mich vorher von den Strapazen der russischen Kriegsgefangenschaft erholt hatte. Fast drei Jahre unterrichtete ich an der Zeppelinschule in Speyer, bis ich am 1. Oktober 1953 als Schulleiter an die Übungsschule der Pädagogischen Akademie Landau versetzt wurde. Veranlaßt wurde der Wechsel von Akademiedirektor Eduard Ecker, der mich seit meiner Fortbildungszeit als Schulamtsbewerber nicht mehr aus dem Auge verloren hatte. Über meine Arbeit als Lehrer und Leiter der Übungsschule hinaus mußte ich die Studierenden der Akademie mit der Didaktik des Deutschunterrichtes in der Volksschule vertraut machen. Obwohl die neuen Aufgaben viel Zeit und Kraft erforderten, habe ich an der Pädagogischen Akademie Landau manches Neue und Wissenswerte erfahren, was ich bei meiner späteren Tätigkeit im Schulaufsichtsdienst gut gebrauchen konnte.

Am 21. Januar 1956 wurde ich mit der Verwaltung des Kreis- und Stadtschulamtes Speyer beauftragt. Meine Ernennung zum Schulrat erfolgte am 19. Dezember 1956. Nach den unsteten Jahren des Krieges und der Gefangenschaft war ich dankbar, daß ich fortan in Speyer wirken und im Hause meiner Schwiegereltern mit meiner Frau und meinen drei Kindern wohnen konnte. Doch schon fünf Jahre später wurde mir am 1. Februar 1961 eine neue Aufgabe übertragen. Seit dieser Zeit hatte ich als Regierungs- und Schulrat in Neustadt a. d. W. die Volks- und Realschulen der Pfalz zu betreuen. Ein Jahr später wurde ich zum Oberregierungsschulrat und am 18; Mai 1966 zum Regierungsdirektor ernannt. Schließlich trat ich nach 46jähriger Dienstzeit am 31. Dezember 1974 als Leitender Regierungsdirektor in den Ruhestand.

Der Übergang vom aktiven Dienst ins Pensionistenleben fiel mir deshalb nicht schwer, weil ich schon immer meine freie Zeit gut gebrauchen konnte. Als Schulrat von Speyer schrieb ich 1958 ein Büchlein für die Hand des Lehrers über die "Einführung ins Notenverständnis und Notensingen in der Volksschule". Im Jahre 1968 folgte zur 1200-Jahr-Feier meines Geburtsortes Ottersheim das Heimatbuch, Ottersheim im Landkreis Germersheim" (430 Seiten). Die "Geschichte der Lehrerbildungsanstalt Speyer 1839 _ 1937" schrieb ich nach meiner Pensionierung. Sie erschien 1978 und schildert auf 286 Seiten die Schicksale jener Schule, an der ich zum Lehrer ausgebildet wurde. Die "Erinnerungen an meine Kriegsgefangenschaft von April 1945 bis Dezember 1949" habe ich 1980 drucken lassen. Schließlich konnte ich 1983 der Öffentlichkeit das 224 Seiten starke Buch übergeben- "1000 Jahre MUSICA SACRA an der Bischofskirche in Speyer 983-1983". Es erschien zur 1000-Jahr-Feier des Speyerer Domchores, bei dem ich 25 Jahre aktives Mitglied war. Mit der Familiengeschichte "Die Ste(e)grnüller in Nordbaden und in der Pfalz" gedenke ich meine Bücherproduktion vorerst abzuschließen.